Das Betreuungsrecht in Deutschland stellt eine wichtige Säule des sozialen Engagements dar. Betreuungsvereine spielen hierbei eine zentrale Rolle, indem die Mitarbeiter ehrenamtliche Betreuer unterstützen und Menschen helfen, die aufgrund von Krankheit, Behinderung oder Alter ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können. Trotz ihres unermüdlichen Einsatzes sehen sich diese Vereine mit erheblichen Herausforderungen und Schwierigkeiten konfrontiert.
Ein zentrales Problem, mit dem Betreuungsvereine zu kämpfen haben, ist die Unterfinanzierung. Viele Vereine operieren unter finanziellen Engpässen, die es schwer machen, qualifiziertes Personal zu beschäftigen und angemessene Schulungen für ehrenamtliche Betreuer anzubieten. Diese finanzielle Notlage wird auch durch bürokratische Hürden verstärkt, die viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen, welche ansonsten für die direkte Betreuung genutzt werden könnten.
Des Weiteren herrscht ein akuter Mangel an hauptamtlichen und ehrenamtlichen Betreuern. Das Ehrenamt wird zunehmend unattraktiver, da die Anforderungen und der Aufwand stark gestiegen sind. Potenzielle Betreuer werden von der hohen Verantwortung und den umfangreichen Verpflichtungen abgeschreckt, die mit dieser Tätigkeit einhergehen.
Trotz dieser Herausforderungen ist das Engagement in Betreuungsvereinen von unschätzbarem Wert. Die Vereine bieten nicht nur rechtliche Unterstützung und Beratung, sondern auch emotionale Unterstützung und soziale Kontakte für die betreuten Personen. Sie sind oft die einzige Brücke zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Betreuungsvereine, so wie der Betreuungsverein der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen e.V. Hochsauerlandkreis leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum sozialen Miteinander und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen. Trotz erheblicher Schwierigkeiten und Herausforderungen setzen sie sich unermüdlich für das Wohl der Betreuten ein.
Andrea Bange: "Kannst Du uns zunächst etwas über Dich und Deine Tätigkeit als Betreuerin erzählen?"
Manuela Pape: Ich arbeite seit fast 20 Jahren als rechtliche Betreuerin und seit vier Jahren im Betreuungsverein der Lebenshilfe e.V. HSK. Meine Aufgabe ist es, Menschen, die aufgrund von Krankheit, Alter oder anderen Einschränkungen ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können, zu unterstützen. Dazu gehören
• rechtliche,
• finanzielle und
• gesundheitliche Belange.
Andrea Bange: "Welche Art von Menschen betreust Du hauptsächlich?"
Manuela Pape:
Die Bandbreite ist sehr groß. Einige meiner Klienten sind ältere Menschen mit Demenz, vor allem aber jüngere Erwachsene mit psychischen Erkrankungen, körperlichen oder geistigen Behinderungen. Jeder Fall ist einzigartig und erfordert individuelle Lösungen.
Andrea Bange:
"Welche Hauptprobleme und Schwierigkeiten begegnen Dir in Deiner Arbeit?"
Manuela Pape:
Eine der größten Herausforderungen ist der Mangel an Ressourcen. Das beginnt bei finanziellen Mitteln und endet bei personeller Unterstützung. Der Fachkräftemangel betrifft zunehmend auch die Betreuungsvereine, die auf qualifiziertes Personal angewiesen sind. Der Bedarf an Betreuung wächst stetig. Doch ohne ausreichend qualifizierte Fachkräfte können wir diesen Bedarf nicht decken. Zudem ist die Bürokratie oft überwältigend. Anträge und Formulare sind sehr zeitaufwändig und kompliziert. Ein weiteres Problem ist das fehlende Verständnis und die Akzeptanz in der Gesellschaft. Viele Menschen wissen nicht, was ein Betreuer macht und warum diese Unterstützung so wichtig ist.
Andrea Bange:
"Wie gehst Du mit diesen Herausforderungen um?"
Manuela Pape:
Viel Geduld und Empathie sind entscheidend. Es ist wichtig, im Austausch mit den Klienten zu stehen, um individuelle Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen. Darüber hinaus versuchen wir, uns als Fachexperten ständig weiterzubilden, um auf dem Laufenden zu bleiben, was rechtliche Änderungen und neue Unterstützungsangebote betrifft.
Andrea Bange:
"Welche Rolle spielt die Arbeit im Betreuungsverein der Lebenshilfe e.V. HSK für Dich?"
Manuela Pape:
Der Betreuungsverein ermöglicht Fortbildungsangebote, den Erfahrungsaustausch mit Kollegen, Supervision und hilft bei der Vernetzung mit anderen sozialen Institutionen. Ohne diese Rückendeckung wäre die Arbeit noch viel schwieriger.
Andrea Bange:
"Was motiviert Dich trotz der vielen Schwierigkeiten, weiterhin als Betreuerin tätig zu sein?"
Manuela Pape:
Es ist die Dankbarkeit und das Vertrauen der Menschen, denen wir helfen können. Zu sehen, wie sich das Leben der Klienten durch unsere Unterstützung verbessert, ist eine große Motivation. Soziales Engagement liegt mir sehr am Herzen, und ich bin überzeugt, dass jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben hat.
Andea Bange:
"Was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen, um Deine Arbeit zu erleichtern?"
Manuela Pape:
Mehr öffentliche Anerkennung und Unterstützung für unsere Arbeit wären wünschenswert. Es braucht mehr finanzielle Mittel und bessere rechtliche Rahmenbedingungen, um den hohen Bedarf an Betreuung abdecken zu können. Auch eine intensivere Aufklärung der Gesellschaft über die Aufgaben und Notwendigkeiten der rechtlichen Betreuung wäre hilfreich.
Andrea Bange:
"Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch und Deine wertvolle Arbeit!"
Manuela Pape:
Sehr gerne.